Sei du selbst, vor allen Dingen heuchle keine Zuneigung. Noch sei
zynisch was die Liebe betrifft; denn auch im Angesicht aller Dürre
und Enttäuschung ist sie doch immerwährend wie das Gras.
Ertrage freundlich gelassen den Ratschluß der Jahre, gib
die Dinge der Jugend mit Grazie auf. Stärke die Kraft des Geistes,
damit sie dich in plötzlich hereinbrechendem Unglück schütze.
Aber beunruhige dich nicht mit Einbildungen. Viele Befürchtungen
sind Folge von Erschöpfung und Einsamkeit. Neben einer heilsamen
Selbstdisziplin sei freundlich mit dir selbst.
Du bist ein Kind des Universums, nicht weniger als die Bäume
und die Sterne; du hast ein Recht hier zu sein. Und ob es dir nun
bewusst ist oder nicht: Ohne Zweifel entfaltet sich das Universum
wie es vorgesehen ist.
Darum lebe in Frieden mit Gott, was für eine Vorstellung du
auch von ihm hast und was immer dein Mühen und Sehnen ist.
In der lärmenden Wirrnis des Lebens erhalte dir den Frieden
mit deiner Seele.
Trotz all ihrem Schein, der Plackerei und den zerbrochenen Träumen
ist diese Welt doch wunderschön. Strebe behutsam danach, glücklich
zu sein.
(aus der alten St.-Pauls-Kirche, Baltimore 1692)
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